Städtebauförderung in Oberfranken
Seit Anfang der 70er Jahre stellen Bund und Länder in den Programmen der Städtebauförderung Finanzhilfen für Investitionen in die Erneuerung und Entwicklung der Städte und Gemeinden bereit. Damit sollen Städte als Wirtschafts- und Wohnstandorte gestärkt- und entgegenstehende Mängel oder Missstände dauerhaft behoben werden. Ansatzpunkt in diesem Zusammenhang ist unter anderem auch die gestalterische Aufwertung des öffentlichen Raumes. In kleineren Gemeinden stehen dabei insbesondere die befestigten Flächen der Ortskerne im Focus, denn diese sind bei geeigneter Gestaltung besonders gut in der Lage, das gewünschte dörfliche Ambiente zu schaffen. Außer den optischen Anforderungen, müssen diese Flächen aber verstärkt auch funktionelle Aufgaben erfüllen. Wie man bei der Sanierung einer kleinen Ortschaft verschiedene Wünsche an die Flächenbefestigung gleichzeitig erfüllt, zeigt das Beispiel der oberfränkischen Gemeinde Hirschaid-Sassanfahrt, wo es bei der Sanierung der Ortsdurchfahrt neben der gestalterischen Aufwertung auch noch andere wichtige Aspekte zu berücksichtigen galt.
Zwischen Forchheim und Bamberg liegt Sassanfahrt – ein rund 2.200 Einwohner zählender Gemeindeteil des oberfränkischen Marktes Hirschaid. Als der Marktgemeinderat im Februar 2019 beschloss, im Rahmen des Städtebauförderungsprogramms die Ortsdurchfahrt zu sanieren, hatten die Verantwortlichen mehrere Ziele gleichzeitig zu berücksichtigen. Stefan Endres – Bauamtsleiter von Markt Hirschaid schildert die Situation: „Die Ortsdurchfahrt in Sassanfahrt besaß nahezu keine Aufenthaltsqualität und wies gestalterisch und funktional hohe Defizite auf. Der Sanierungsrückstau mit den Setzungen und Bruchstellen aufgrund der unzureichenden Oberbaudichte und zahlreichen Aufgrabungen im Asphalt war auch ohne größere Fachkenntnisse offensichtlich. Im öffentlichen Raum der Ortsdurchfahrt gab es viele kleine Seitenbereich und Nischen, die attraktiver und besser nutzbar gestaltet werden konnten“, so Endres.
Schaffung attraktiver und durchgängiger Fußwegeverbindungen
Deshalb entschieden sich die Verantwortlichen der Gemeinde neben einer kompletten Deckensanierung der Asphaltfahrbahn und umfangreichen Tiefbauarbeiten (neuer Regenwasserkanal) auch zu einer Neugestaltung der Gehwege mit einem geeigneten Pflastermaterial. Da nicht alle Gehwege durchgehend vorhanden waren, bestand eines der wichtigsten Ziele darin, attraktive und durchgängige Fußwegeverbindungen zu schaffen. Hans-Jürgen Sauer vom Ingenieurbüro Sauer + Harrer GmbH aus Eggolsheim beschreibt die städtebauliche Leitidee: „Das übergeordnete Ziel bestand in einer Aufwertung der Ortsdurchfahrt und ihrer Seitenräume als Aufenthaltsbereiche und Wegeverbindung für die Nutzung im Alltag und zu besonderen Anlässen wie z.B. Kirchweih. Hierfür wurden insbesondere der zentrale Raum des Angers sowie der Ort vor dem alten Rathaus baulich aufgewertet und gestärkt und mit einem durchgängigen Fußweg untereinander und dem Gesamtort verbunden. Flankierend wurden Barrieren für Fußgänger und Fahrradfahrer abgebaut und die Infrastruktur für den öffentlichen Nahverkehr sowie ressourcenschonende Mobilität ergänzt“, so Hans-Jürgen Sauer. Entlang der Ortsdurchfahrt werden beidseitig Gehwege mit einer Breite von 1,5 m angelegt. Aus diesem Grund suchten die Planer eine Befestigung, die die Ortschaft optisch deutlich aufwertet und ebenso auch dauerhaft den anfallenden Belastungen standhält. „Denn schließlich dienen die Gehwege auch als Zufahrten zu vereinzelten Gewerbebetrieben und sind daher auch einer gewissen Belastung – nicht nur durch PKW – ausgesetzt“, erklärt Stefan Endres.
Einsteinpflaster mit D-Punkt-Fugentechnik
Die Entscheidung für die etwa 7.000 Quadratmeter zu befestigenden Gehwege fiel auf „Il Basolo Plus“ – einem Pflastersystem aus dem Hause Angermüller bei Coburg. Dieses Pflastersystem aus der Einstein-Pflasterfamilie in 10 cm Stärke verfügt über die D-Punkt-Fugentechnik, die dafür sorgt, dass es bei der Verlegung der Steine nur zu einer punktuellen, minimalen Berührung an den Steinunterkanten kommt. Anders als bei vielen anderen Verbundpflastern mit Abstandhalter- oder Verbundnockensystemen, bleibt der Anteil der Fläche, an dem sich die Steine berühren deshalb sehr gering. Eine Knirschverlegung wird so vermieden, die zur Aufnahme von Verkehrsbelastungen notwendige Fuge wird stets eingehalten und so eine optimale Kraftübertragung zwischen den Steinen gewährleistet. Eingebaut wurden die Steine in den sensiblen Bereichen auf einer 21 cm starken Frostschutzschicht (0/56), darauf eine 15 cm starke Schottertragschicht (0/32), mit einer 0/5er Splittbettung von 4 cm.
Belastungen können dem Pflaster nichts anhaben
„Mit diesem Pflastersystem haben wir bereits vor einigen Jahren im Umfeld des Friedhofes gute Erfahrung gesammelt. Belastungen, die auf die Fläche einwirken, können dem Pflaster dank der stets optimalen Fugenausprägung nichts anhaben“, erläutert Stefan Endres. Für die Parkstände wählten die Planer das Rasenfugenpflaster „Einstein-Angerflor“ – ebenso aus dem Hause Angermüller. Auch dieses verfügt über die Einstein D-Punkt-Fugentechnik, ermöglicht aber zusätzlich eine erhöhte Regenwasserversickerung. Auch optisch hat der hier verwendete Belag seine Qualitäten. Stefan Endres: „Die Steine in dem warmen Farbton ´muschelkalk´ betonen den dörflichen Charakter und bringen damit die gewünschte Aufenthaltsqualität in die Ortsdurchfahrt zurück.
Im Herbst 2022 wird die Sanierungsmaßnahme abgeschlossen sein. Der Kostenanteil der Straßensanierung beläuft sich für den Landkreis Bamberg auf ca. 415.000 €. Die restlichen Kosten in Höhe von ca. 1,8 Mio. € werden vom Markt Hirschaid übernommen. Einen Teil davon trägt die Städtebauförderung der Regierung von Oberfranken. Planer Hans-Jürgen Sauer bemerkt abschließend: „Mit der Sanierung wurde ein positiv eingeführtes Gestaltungsbild fortgesetzt, das zukünftig die unterschiedlichen Bereiche von Sassanfahrt auch gestalterisch miteinander verbindet.“